Innovation für den Monat Juli: Geruchsdämpfungs-Systeme
Die Herausforderung
Der meist schwierigste Schritt, um Geruchsbelästigungen aus Kanalsystem zu beseitigen ist, überhaupt herauszufinden, an welchen Stellen genau Geruch und Korrosion in den großflächigen und weit verzweigten kommunalen Entwässerungssystemen auftreten. Sie müssen nicht zwingend an den Stellen entstehen, an denen sie zum Beispiel von Anwohnern wahrgenommen werden.
Daher ist es in aller Regel nicht ausreichend, den Problembehafteten Schacht geruchsdicht zu verschließen. Fachleute kennen in diesem Zusammenhang die Frage einer möglichen Verlagerung und die Gefahr, dass biogene Korrosion die Bausubstanz angreift.
Die Lösung
Der Stoff, der am häufigsten zu Geruchsbeschwerden führt, ist Schwefelwasserstoff. Bedingt durch bio-chemische Prozesse ist es allerdings nahezu unvermeidbar, dass er sich bildet. Daher muss zunächst ermittelt werden, wie stark die Konzentration der zu neutralisierenden Schadstoffe an jeder Stelle im Entwässerungssystem konkret ist und wie lang die Ausgasungsstrecke reicht.
Nach Vorliegen dieser Informationen können Geruchsdämpfungs-Systeme eingesetzt werden, die ihre Wirkung an der konkret ermittelten Stelle erzielen. Abhängig von den Gegebenheiten vor Ort können Systeme oberhalb der Berme eingesetzt werden, um den Schacht zusätzlich vor Korrosion zu schützen.
FACHBEITRAG: „Erfolgsstrategie gegen Geruch und Korrosion im Kanalnetz der Städtischen Betriebe Minden im Jahre 2010 realisiert“
Von: Dipl. Ing. Ulrich Schmidt, Städtische Betriebe Minden, Dipl. Ing. Axel Bohatsch, UNITECHNICS
„…In den Gebieten die später erschlossen wurden überwiegt das Trennsystem, welches sich in ca. 276 km Schmutzwassersystem und ca. 171 km Regenwassersystem unterteilt. Aufgrund der örtlichen Topographie und der daraus resultierenden hydraulischen Gegebenheiten muss das Abwasser in einigen Ortsteilen im Stadtgebiet von Minden über Pumpstationen der Abwassereinigung zugeführt werden. Dies führt, vor allen Dingen auch vor dem Hintergrund einer starken Änderung des Verbraucherverhaltens, zu einer Zunahme von Belastungen des Kanalsystems durch Geruchsbelästigungen der Anlieger und zu biogener Schwefelsäurekorrosion. Herausforderungen mit denen sich heute immer mehr Betreiber abwassertechnischer Anlagen konfrontiert sehen. In Minden wurden vor allem im Bereich der Kanalabschnitte „Lübecker Straße“ und “Schwabenring“ vermehrt Geruchsbelästigungen – gemeldet. Die Städtischen Betriebe Minden als zuständige Behörde nahmen sich dieser Beschwerden an und fanden eine nachhaltige, effektive und wirtschaftliche Lösung…“
Erschienen in: KA 4 / 2014 S. 291 ff.